Organisation
Das Nationale Netzwerk für wissenschaftliche Beratung ist dafür verantwortlich, den Behörden rasch unabhängige und interdisziplinäre wissenschaftliche Expertise zur Verfügung zu stellen. Entstanden aus dem Bestreben, die Wissenschaft in das Krisenmanagement einzubinden, dient es sowohl als Instrument der Vorbereitung als auch als Unterstützung in Krisenzeiten.
Das Nationale Netzwerk besteht aus mehreren thematischen Clustern. Ein Cluster ist eine wissenschaftliche Gruppe von Expertinnen und Experten in einem krisenrelevanten Bereich. Die Wahl der Mitglieder erfolgt nach festgelegten Kriterien durch die Präsidien der Institutionen im Bereich Bildung, Forschung und Innovation (BFI-Bereich).
Das Netzwerk dient in seinem Bereich als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik, indem es Risiken antizipiert und Analysen vorbereitet, die für die Behörden von Nutzen sind.
Jeder Cluster wird von einem wissenschaftlichen Leitungsgremium geführt, das die Expertinnen und Experten dafür vorschlägt, die Prioritäten festlegt und seine Arbeitsweise bestimmt.
Die Institutionen im BFI-Bereich – ETH-Rat, swissuniversities, SNF, Innosuisse, Akademien der Wissenschaften Schweiz, Schweizerischer Wissenschaftsrat – unterstützen die Cluster und stellen den Betrieb der wissenschaftlichen Sekretariate sicher, die für Koordination, Administration und Kommunikation verantwortlich sind.
Die Cluster und deren Mitglieder bilden zusammen das Netzwerk: Sie gewährleisten eine kontinuierliche wissenschaftliche Beobachtung in den verschiedenen Fachgebieten, tauschen sich aus mit den Behörden, sind präventiv tätig und bereiten sich für den Krisenfall vor.
Derzeit gibt es vier thematische Cluster:
Public Health
Desinformation (im Aufbau)
Cybersecurity
Internationale Herausforderungen
Funktionsweise
In normalen Zeiten gewährleisten die Cluster eine wissenschaftliche Beobachtung, identifizieren potenzielle Risiken und pflegen einen regelmässigen Dialog mit den Behörden. Diese Dialoge sind ein wichtiges Instrument für die Politikberatung und stärken gleichzeitig das gegenseitige Vertrauen. Dieses bildet die Basis, um im Krisenfall gemeinsam funktionieren zu können.
Im Krisenfall wird auf Antrag des Bundesrats eine ad-hoc-Expertengruppe eingesetzt, die gezielte, interdisziplinäre Expertise bereitstellt und in die Krisenbewältigungsorganisation des Bundes integriert ist. Die Ernennung von Expertinnen und Experten in das Expertengremium im Krisenfall erfolgt durch den Bundesrat.
Diese Struktur ermöglicht es, Voraussicht mit rascher Umsetzung zu verbinden.
Ernennung der Expertinnen und Experten ins Netzwerk
Die Expertinnen und Experten für das Nationale Netzwerk für wissenschaftliche Beratung stammen mit wenigen Ausnahmen aus Schweizer Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Als Grundlage dient die zwischen der Bundeskanzlei, dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation und den BFI-Institutionen entwickelte Vereinbarung. Die Mitglieder der Cluster werden von den Präsidien der sechs BFI-Institutionen auf Vorschlag der Leitungsgruppe für vier Jahre ernannt. Die Kriterien für die Aufnahme beinhalten neben der Fachkompetenz auch die Eignung für wissenschaftliche Politikberatung nach dem Honest-Broker-Ansatz sowie eine gute Abdeckung der relevanten Fachdisziplinen, Sprachregionen und Geschlechter.
Verhaltenskodex
Alle Expertinnen und Experten der Cluster des Netzwerks verpflichten sich zur Einhaltung eines 2023 verabschiedeten Verhaltenskodex. Dieser legt wesentliche Grundsätze fest:
Wissenschaftliche Unabhängigkeit und Integrität,
Transparenz der Prozesse und Umgang mit Interessenkonflikten,
Einhaltung der Rolle als Honest Broker, d. h. Darstellung des Wissensstands, der Unsicherheiten und verschiedener möglicher Szenarien, ohne politische Optionen zu empfehlen.
Dieser Rahmen gewährleistet, dass die Wissenschaft unparteiisch zu öffentlichen Entscheidungen beiträgt und das Vertrauen zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Behörden und der Gesellschaft stärkt.